„Superradwegenetz Tübingen“ mit Brücke von Schmees & Lühn fertiggestellt

Die 365 Meter lange, beheizbare und beleuchtete „Radbrücke West“ komplettiert seit Oktober 2024 das 1,5 km lange „Blaue Band“ in der Universitätsstadt Tübingen.

BildMit mehreren beheizbaren Radwegbrücken wurde das Tübinger „Blaue Band“ – ein Zusammenschluss mehrerer Radwege – im Oktober 2024 fertiggestellt. Nach rund drei Jahren Bauzeit sind verschiedene Stadtteile für die Nutzer dank des neuen „Superradwegenetzes“ nun deutlich sicherer erreichbar. Allein der letzte Brückenabschnitt „West“ ist 365 Meter lang und wurde aus 15 Stahlbausegmenten zusammengesetzt. Die Brückenbau-Spezialisten von Schmees & Lühn aus dem emsländischen Niederlangen waren an der Planung und Fertigstellung der Radbrücken Mitte und West maßgeblich beteiligt.

Tübingen / Niederlangen (Emsland). Mit der Fertigstellung des „Blauen Bandes“, eines insgesamt 1,5 km langen Radwegenetzes, wurde ein aufsehenerregendes Projekt in Tübingen im Oktober 2024 abgeschlossen. Eine Besonderheit: Die Radwegbrücken sind beheizbar und werden in der kalten Jahreszeit auf rund zwei bis drei Grad Celsius erwärmt.

Um allen Verkehrsteilnehmern die Orientierung zu erleichtern und die Sicherheit zu erhöhen, wurde die Oberfläche der Wege blau eingefärbt. Rund drei Jahre dauerte die Umsetzung dieses „Superradwegenetzes“, das mehrere Stadtteile miteinander verbindet.

Als letzter Abschnitt wurde die „Radbrücke West“ freigegeben. Sie verbindet den Stadtteil Derendingen, in dem sich Landratsamt und Regierungspräsidium befinden, mit der Europastraße, dem Hauptbahnhof und einem direkten Weg in die Altstadt. Bislang mussten Radfahrende den Umweg über den Bahnhof oder über den schmalen Streifen neben der B28 nehmen.

Die Universitätsstadt will dem Fahrrad als klima- und umweltfreundlichem Fortbewegungsmittel mit diesem Projekt mehr Raum geben. Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) zeigte sich bei der Einweihung tief beeindruckt und befuhr als einer der Ersten unter Hunderten Besuchern die Radstrecke. „Ich bin absolut sicher, dass die Tübinger die Brücke mit Begeisterung annehmen werden. Das hat man an der Eröffnung gesehen“, sagte der Politiker.

365 Meter über die Radbrücke West

Über eine Länge von rund 365 Metern schlängelt sich die vier Meter breite Radwegbrücke durch den Westen Tübingens. Sie überbrückt dabei u. a. eine Bundesstraße und diverse Bahngleise. Mit der offiziellen Inbetriebnahme der Stahlkonstruktion im Oktober komplettiert die sogenannte „Radbrücke West“ als Nord-Süd-Achse das „Superradwegenetz Tübingen“. Seit 2021 wurden hierfür vier Brücken errichtet, deren Nutzung ausschließlich den Radfahrenden vorbehalten ist.

Um die Überführung in der kalten Jahreszeit eisfrei und sicher zu halten, ist sie über die gesamte Länge hinweg mit Flächenheizungen ausgestattet. Auf diese Weise spart sich die Stadt die Anwendung von Streusalz, das die stählernen Radwege im Laufe der Zeit beschädigen könnte. Für die bestmögliche Orientierung auf der Brücke auch im Dunkeln sind die Handläufe zudem mit LED-Beleuchtungen ausgestattet.

Radwegbrücken „Mitte“ und „West“: Ein Kreis schließt sich

Schon beim ersten Abschnitt des „Superradwegenetzes“, der „Radbrücke Mitte“, waren die Brückenbau-Spezialisten von Schmees & Lühn aus dem emsländischen Niederlangen maßgeblich involviert. Sie konstruierten und fertigten die Brücke im eigenen Werk und montierten sie auch selbst vor Ort in Tübingen. Dasselbe gilt für den letzten Abschnitt, die „Radbrücke West“, womit sich laut Schmees & Lühn nun ein Kreis schließt.

In Abstimmung mit dem Bauamt der Stadt sowie dem mit der Ausführungsplanung beauftragten Ingenieurbüro Mayr | Ludescher | Partner aus Stuttgart wurde das Bauwerk konzipiert. Auch diese Brücke hat Schmees & Lühn in der – neuen und größeren – Fertigungshalle im Emsland hergestellt, um sie dann nach Tübingen zu transportieren und dort fertigzustellen. Beispielsweise wiegt das letzte, im August 2024 eingesetzte Brückenteil mit seinen rund 22 Metern Länge etwa 33 Tonnen.

15 geschwungene Segmente millimetergenau einheben und verschweißen

Jens Legtenborg, Projektleiter bei Schmees & Lühn, erklärt den wesentlichen Unterschied zum ersten Abschnitt, der „nur“ ca. 35 Meter maß: „Allein schon die Dimensionen sind beeindruckend: Der Stahlbau für die ,Radbrücke West‘ ist 305 Meter lang und besteht aus insgesamt 15 Segmenten, die jetzt allesamt eingehoben und miteinander verschweißt wurden. Eine wesentliche Herausforderung besteht in der Geometrie – sowohl auf der horizontalen als auch auf der vertikalen Ebene: Die Brücke ist bis zu elf Meter hoch und vollzieht in ihrem Verlauf viele Kurven. Die Anschlüsse jeweils millimetergenau herzustellen, erforderte allergrößte Sorgfalt.“

Einen besonderen Kniff haben die Emsländer bei dieser Brücke mit dem Einsatz eines sogenannten lagerlosen Systems umgesetzt. Hierbei ruhen die Elemente auf Stützenfederlamellen aus S690-Stahl, um eine besonders hohe Haltbarkeit zu gewährleisten. Temperatureinwirkungen werden so durch ein „Bogenatmen“ abgefangen, um die Zwängungsbeanspruchung zu reduzieren. Anders ausgedrückt: Verformungen der langen Stahlblechbrücke unter schwankenden Temperaturen sind aufgrund dieser Konstruktion praktisch ausgeschlossen. Nach der Montage wurden die Stahlelemente für den Korrosionsschutz mit einer RHD-Beschichtung behandelt.

Komplizierter Transport auf Straßen und Wasserwegen

Schmees & Lühn investierte in die Fertigung der Brücke rund 24.000 Arbeitsstunden; die Montage erforderte weitere rund 7.000 Arbeitsstunden. Als zusätzliche Herausforderung erwies sich insbesondere der Transport der Bauteile, der sowohl per Tieflader als auch auf dem Wasserweg erfolgen musste. „Dies war deshalb so kompliziert, weil einige Straßen gerade in Baden-Württemberg nicht für den Transport der großen Brückenteile nutzbar waren. Deshalb floss ein nicht zu unterschätzender Teil unserer Planungsleistungen in die Logistik dieses Projekts“, sagt Jens Legtenborg.

Die Gesamtkosten für den Bau des letzten Abschnitts „Radbrücke West“ belaufen sich auf rund 16 Mio. Euro. Der Bund fördert das Projekt mit 7,3 Millionen, und das Land Baden-Württemberg steuert rund vier Millionen Euro bei. Bei der Stadt Tübingen liegt eine Investition von etwa 3,7 Millionen Euro.

Weitere Infos: www.schmees-luehn.de

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Kurzportrait: Schmees & Lühn GmbH & Co. KG

Ursprünglich als Handel mit Pfählen und Grubenholz für die Industrie im Jahr 1900 gegründet, hat sich die heutige Schmees & Lühn GmbH & Co. KG vom Holzbau über den Stahlbau zu einem Komplettdienstleister rund um die Erstellung und Sanierung von Brücken, Außen- und Steganlagen etc. entwickelt.

1988 begann die Firma mit dem Bau von Lärmschutzwänden und Holzbrücken. 1994 trat Josef Schmees im Alter von 22 Jahren die Nachfolge seines Vaters Bernd an und wandelte das Unternehmen in einen Fachbetrieb für den Holz- und Ingenieurbau um. Drei Jahre später wurde das firmeneigene Sägewerk stillgelegt. Josef Schmees richtete den Fokus nun unmittelbar auf den Holzbrückenbau und die Konstruktion von Gebäuden in Holzrahmenbauweise. Mit dem Erwerb des Stahl- und Metallbauunternehmens Funke-Wessels GmbH in Lathen erweiterte der Betrieb 2016 seine Kompetenz im Stahlbau.

Perfekte Ausführung und absolute Termintreue stehen für das Traditionsunternehmen im Mittelpunkt. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedensten Fachdisziplinen realisieren Ingenieurbauwerke in ganz Europa. In vierter Generation wird der Betrieb heute von Josef Schmees geführt.

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