Gender gap bei Prokaryonten: Nur 14,8 Prozent der Bakterien und Archaeen nach Frauen benannt

Gender gap bei Prokaryonten: Nur 14,8 Prozent der Bakterien und Archaeen nach Frauen benannt

Forschende der DSMZ untersuchen Namen von Prokaryonten und finden fast keine Verbesserung seit 1947

In der Mikrobiologie k?nnen entdeckte Mikroorganismen nach bekannten Pers?nlichkeiten aus der Wissenschaft benannt werden, um sie zu ehren. Solche Eponyme kommen in der Naturwissenschaft oft vor, zum Beispiel bei den R?ntgenstrahlen (nach dem Physiker Wilhelm Conrad R?ntgen) oder dem Pasteurisieren (nach dem Mikrobiologen Louis Pasteur).

An der jetzt ver?ffentlichten Studie “The gender gap in names of prokaryotes honouring persons” haben Dr. Heike M. Freese und Privatdozent Dr. Markus G?ker vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in Zusammenarbeit mit drei anderen Forschenden die Herkunft der Namen von 23.315 Prokaryonten untersucht, wovon 2018 Eponyme Personen ehren. Prokaryonten sind Mikroorganismen ohne Zellkern, die sowohl Bakterien als auch Archaeen umfassen. Die Forschenden erwarteten schon vor Beginn der Untersuchung eine geschlechtsspezifische Diskrepanz. Jedoch sollte zus?tzlich erforscht werden, ob sich die Verh?ltnisse in den letzten Jahrzehnten verbessert haben, da der Frauenanteil in der Mikrobiologie deutlich gestiegen ist.

Beim Vergleich aller geehrten Personen von 1823 bis 2022 zeigt sich ein gro?er Unterschied zwischen Namen, die einen Mann ehren (84,4 Prozent) und Namen, die eine Frau ehren (14,8 Prozent). Obwohl in den letzten Jahrzehnten wegen methodischer Fortschritte mehr Prokaryonten entdeckt und benannt wurden, waren 1993 und 2015 nur vier Prozent der geehrten Personen Frauen; 1991 waren es null Prozent. Insgesamt hat sich die “gender gap” seit der ersten Ehrung einer Frau im Jahr 1947 kaum verringert. Die Zahl der Frauen, deren Beitr?ge zur Mikrobiologie h?tten anerkannt werden k?nnen, ist aber im Laufe der Zeit deutlich gestiegen. Diese “gender gap” ist vielleicht darauf zur?ckzuf?hren, dass viele der h?chsten und angesehensten Positionen weiterhin in der Hand von M?nnern sind.

Die Studie ist die erste ?ber die Benennung von Prokaryonten unter geschlechtsspezifischen Aspekten und m?chte andere Forschende motivieren, die “gender gap” nach und nach zu schlie?en. Die Benennung von Prokaryonten nach weiblichen Personen k?nnte zumindest die Sichtbarkeit von Frauen erh?hen, die einen Beitrag zur Mikrobiologie oder zu anderen Wissenschaften geleistet haben, und so jungen Frauen helfen, Vorbilder zu finden. Es steht eine ausreichende Zahl hervorragender Wissenschaftlerinnen f?r die Benennung von Arten zur Auswahl.

Originalpublikation
Freese HM, Giner-Perez L, Oren A, G?ker M, Arahal DR. The gender gap in names of prokaryotes honouring persons. Int J Syst Evol Microbiol. 2023 Nov;73(11). doi: 10.1099/ijsem.0.006115.

DSMZ-Pressekontakt:
PhDr. Sven-David M?ller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: 0531/2616-300
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Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielf?ltigste Sammlung f?r biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner f?r Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinn?tzig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualit?tsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige M?glichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-S?d beherbergt mehr als 85.000 Kulturen sowie Biomaterialien und hat rund 220 Besch?ftigte. www.dsmz.de

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