Krankenhäuser wollen den Patienten in die Tasche greifen

Krankenhäuser wollen den Patienten in die Tasche greifen

Das Expertenforum Ambulantisierung am 6. Juli 2022 in Berlin sollte Wege skizzieren, wie im deutschen Gesundheitswesen das ambulante Operieren endlich den Stellenwert bekommen kann, den es in einem modernen Gesundheitssystem haben sollte. Doch statt zukunftsf?hige L?sungen aufzuzeigen, geriet das Forum zum Offenbarungseid einer nur noch kaputten Krankenhausfinanzierung.

Nach dem Expertenforum Ambulantisierung am 6. Juli 2022 ist in jedem Satz zu sp?ren, wie Stefan Elmsh?user, Gesch?ftsf?hrer der Deutschen Praxisklinikgesellschaft PKG, um Fassung ringt. “Die Dreistigkeit, mit der sich Krankenh?user in Deutschland einem echten medizinischen Wettbewerb entziehen und sich den dringend notwendigen Reformen verweigern, kennt offenbar keine Grenzen”, so Elmsh?user. Eigentlich sollte es auf der von der RS Medical Consulting GmbH organisierte Veranstaltung darum gehen, wie in Deutschland das ambulante Operieren in Zukunft endlich ausgebaut und angemessen verg?tet werden k?nne.

Vorreiter sind hier seit Jahren privatwirtschaftliche Praxiskliniken, die im Bereich des ambulanten und kurzstation?ren Operierens eine Expertise aufgebaut haben, welche den aktuellen Stand der OP-Technik und der m?glichst minimalinvasiven Patientenversorgung widerspiegelt, w?hrend Krankenh?user immer noch auf die einnahmenstarke station?re Belegung ihrer Betten aus sind, selbst, wenn eine ambulante Versorgung m?glich w?re. So war es auch in der Ank?ndigung des Expertenforums Ambulantisierung zu lesen: “Im deutschen Gesundheitswesen setzt man nach wie vor stark auf die station?re Leistungserbringung und auf die ambulant-station?re Sektorengrenze. In den meisten L?ndern findet dagegen die fach?rztliche Versorgung sektorenfrei statt.

In Deutschland ist die station?re Behandlung f?r ein Krankenhaus jedoch wirtschaftlich interessanter als die ambulante. Millionenfache Fehlbelegungspr?fungen durch den Medizinischen Dienst sind die Folge, die vielleicht wirklich schneller oder gleich ambulant h?tten erbracht werden k?nnen.”
Umso erstaunter waren Elmsh?user und weitere Vertreter der PKG, die seit Jahren f?r das ambulante und kurzstation?re Operieren werben, dass ausgerechnet die Praxiskliniken, welche in diesem Bereich ?ber die gr??te wirtschaftliche und organisatorische Expertise verf?gten, auf dem Podium gar nicht vertreten waren. Stattdessen durfte die Krankenhaus-Lobby ihre Pl?ne skizzieren, wie sich die Krankenh?user das Wegbrechen ihres eintr?glichen station?ren Gesch?fts m?glichst gro?z?gig entlohnen lassen wollen.

So gab der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Ga? unumwunden zu, dass Krankenh?user eine ambulante Versorgung nicht mit der gleichen Effizienz wie niedergelassene ?rzte in Praxiskliniken leisten k?nnten und forderte daher, niedergelassene ?rzte bei der Einf?hrung sogenannter Hybrid-DRGs erst einmal au?en vorzulassen. F?r die PKG ist das ein Skandal. “Seit Jahren reden wir dar?ber, dass ein Arzt, der ambulant dieselbe medizinische Leistung erbringt, wie ein Krankhaus mit einer station?ren OP, daf?r eine angemessene Verg?tung bekommen soll. Und nun, wo sich das Gesundheitssystem mit den Hybrid-DRGs endlich in die richtige Richtung bewegt, sollen ausgerechnet die niedergelassenen ?rzte f?r ihr Eintreten f?r das ambulante Operieren bestraft werden? An dieser Stelle verstehe ich die Welt nicht mehr.”

Noch immer m?ssen sich die meisten Praxiskliniken um Direktvertr?ge mit den Krankenkassen bem?hen, da es insbesondere f?r krankenhausersetzende OPs, die ambulant oder kurzstation?r in einer Praxisklinik erfolgen, keinen verbindlichen Verg?tungskatalog gibt. “Seit Jahren werden die niedergelassenen Fach?rzte in den Praxiskliniken allein gelassen. Und dass, obwohl sie zeigen, dass medizinischer Fortschritt und Patientenwohl Hand in Hand gehen und die schlanken-effizienten Praxisklinik-Strukturen auch im Bereich der Pflege massiv entlasten k?nnten”, zeigt sich Elmsh?user entt?uscht. “Wenn unser Gesundheitsminister es wirklich ernst meint, die Sektorengrenze endlich abzubauen, m?ssen die Hybrid-DRGs ohne jegliche Verz?gerung auch an niedergelassene ?rzte gezahlt werden.” Der “Schutzzaun”, wie ihn die reformunwilligen Krankenh?user f?r sich fordern, w?rde nur wieder wertvolle Zeit bei der so dringend notwendigen Umstrukturierung des Gesundheitswesens kosten.

Was Elmsh?user und die PKG auch ?rgert: “Gerade erst haben die Krankenkassen die Beitr?ge f?r ihre Mitglieder erh?ht, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzufangen. Doch statt Geld sinnvoll zu investieren, reklamieren es die Krankenh?user sofort f?r sich, um noch l?nger an einem Status quo festzuhalten, von dem jeder Experte wei?, dass er weder f?r die ?rzte, das Pflegepersonal und schon gar nicht f?r die Patienten sinnvoll ist. Wir m?ssen endlich wieder zu einer Medizin finden, die den Menschen in den Fokus r?ckt, den Menschen in und am Krankenbett. Ob man es glaubt oder nicht, aber es ist m?glich, eine Klinik zu einem Ort zu machen, an dem Menschen sich den Umst?nden entsprechend wohl f?hlen.” Doch genau daran h?tten die Krankenh?user vermutlich kein Interesse.

Was bislang dabei jedoch nicht bedacht wurde, ist die Rechtswidrigkeit des Vorhabens, lediglich durch Krankenh?user die Ambulantisierung voranzureiben. “Allein die Zweckentfremdung von F?rdergeldern ist ein Thema, welches derzeit beim Bundesrechnungshof, sowie beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vorliegt. Verschiedene Staatsanwaltschaften haben hierzu bereits “gesetzgeberisches Versagen” attestiert”, meint der Gesundheitsrechtler Prof. Dr. Thomas Schlegel. “Sollte der Gesetzgeber den Kurs der DKG verfolgen wollen, muss man sich auf einen Klagenhagel einstellen. Die Ambulantisierung muss von denjenigen vorangetrieben werden, welche wissen, was sie medizinisch und wirtschaftlich tun. Den Bock zum G?rtner zu machen, verschlechtert und verteuert die Versorgung – immerhin haben Krankenh?user bislang auch die M?glichkeit, MVZ zu gr?nden und im regul?ren Wettbewerb mit niedergelassenen Angeboten zu konkurrieren. Alle anderen Ma?nahmen sind versorgungsfeindlich und verfassungswidrig.”

?ber Patientenwohl und welche Auswirkungen eine Ambulantisierung f?r PatientInnen h?tte, wurde auf dem Expertenforum kein einziges Mal gesprochen. “Alles, wor?ber die Krankenhaus-Vertreter geredet haben, war Geld.”

Keywords:Krankenhaus, Praxisklinik, gesetzliche Krankenkassen, private Krankenkassen, Gesundheitssystem, ambulantes Operieren, gleiche Verg?tung

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